Spontane Entscheidungen

Spontane Entscheidungen

12. Juni 2022 2 Von Steffi

Wir fahren nach einer Woche Strandurlaub in Dakhla weiter durch die Westsahara Richtung Norden. Nach weiteren 4 Nächten mit ruhigen Übernachtungsplätzen teils an der Küste, teils Richtung Wüste gelegen, kommen wir nach El Ouatia. Dort haben wir Silvester auf dem Camp L’Atlantique verbracht. Dieses mal wollten wir in der Stadt nur Einkaufen und auf dem Camp fragen, ob wir Wasser auftanken dürfen, da es vorher nirgends möglich war.

Als wir auf dem Camp ankommen sind dort keine anderen Camper! Der Besitzer erkennt uns sofort wieder und wir dürfen gerne Wasser tanken. Ganz spontan verwerfen wir unseren Plan und bleiben eine Nacht bei ihm auf dem Platz. Das hat mehrere Vorteile, zum Einen kann ich Wäsche waschen, zum Anderen kann Siggi mal wieder einen Mittagsschlaf halten und wir können „richtig“ duschen. Ausserdem hat der Besitzer noch ein paar Dirhams in der Kasse!

Am nächsten Morgen geht es weiter wir fahren über eine “neue Strasse” an den Plage Blanches, dort waren wir auch im letzten Jahr schon und es hatte uns gut gefallen. Zwei Nächte bleiben wir dort. Wir machen Abends ein Lagerfeuer und sitzen unter dem Sternenhimmel, romantisch!

Diese Strasse ist eigentlich noch gesperrt!

Der nächste Stopp soll Guelmim sein, auch dort waren wir schon.

Es gibt in der Stadt einen Supermarkt und eine „günstige“ Tankstelle. Leider ist die Tankstelle nicht mehr soo günstig, aber immerhin günstiger als die anderen hier in der Umgebung. Bevor wir den Supermarkt betreten, werden wir von einer blonden Frau auf deutsch angesprochen. Sie heisst Iris, ist gebürtige Schweizerin und lebt mit ihrem Marokkanischen Mann und ihren Kindern in der Oase Tighmert. Dort haben wir Weihnachten auf einem Camp verbracht. Zufälle gibt es! Sie ist mit Rim, der Cousine ihres Mannes einkaufen und lädt uns ganz spontan zu sich nach Hause ein. Rim hat ihren 16. Geburtstag an diesem Tag. Wir tauschen die Telefonnummern aus und verabreden uns für später. Nach dem wir eingekauft und dem Moggel eine längst überfällige Wäsche verpasst haben, fahren wir in die Oase.

Iris kommt uns entgegen gelaufen und weisst uns den Weg in den großen Garten. Wow!!! Ein riesiges Grundstück mit Palmen, noch kleinen Olivenbäumen, jede Menge Geranien, Kakteen und anderen Planzen. Im und am Garten wird gerade gebaut, so entstehen gerade die beiden Pfosten für ein Tor. Wir sind die ersten mit einem großen Fahrzeug die durchfahren und es klappt ohne Probleme. Wir werden von Adil, dem Mann von Iris, herzlich willkommen geheissen. Ausserdem sind da noch Adils Eltern und Geschwister, die Kinder und weitere Verwandte. Wir bekommen eine Führung über das mega große Gelände durch das Haus und können es gar nicht fassen, was die beiden sich da aufgebaut haben! Wahnsinn. Im „Gartenhaus“ gibt es Marokkanischen Tee, der von Adils Mutter traditionell zubereitet wird, sehr lecker und es gibt Geburtstagskuchen. Zum Abendessen gibt es Rösti mit Schinken, Käse und Spiegelei, dazu Salat. Es war ein schöner Tag. Iris möchte uns am nächsten Morgen gerne Frühstück servieren und eigentlich hätten sie uns auch gerne noch einen Tag länger als Gäste. Ob das wohl möglich ist? Da wir ja noch einiges an Zeit haben bis unsere Fähre geht, sagen wir zu! Am nächsten Morgen gibt es Frühstück wie im Hotel. Es gibt Rührei, Schinken, Käse in verschiedenen Varianten, Marokkanische und Kanadische Pfannkuchen. Orangensaft, Tee, Kaffee mit Sahnehaube und Blattgold oben drauf. Sowas hatten wir noch nie!!!

Nach diesem super leckeren Frühstück machen wir einen Spaziergang durch die Oase und finden eine alte Karavanserei, die besichtigt werden kann. Hier kamen früher die Salzkarawanen zum Handeln an. Wir gehen einfach mal rein und rufen „Hallo“. Da kommt uns auch schon ein Mann entgegen, er stellt sich uns als Habib vor, ist freundlich und direkt sympathisch. Das Gebäude ist 350 Jahre alt erzählt er uns und zeigt uns die verschiedenen Gegenstände. Da gibt es z.B. Kamelsattel für Frauen und Männer, Türklopfer auch extra für Frauen und Männer. Eine Wasseruhr zeigt er uns die besteht aus einem Eimer mit Wasser. Dann gehört da eine Schale aus Metall mit einem Steigrohr, in dessen Mitte befindet sich ein Loch, dazu. Die Schale wird in den Eimer auf das Wasser gesetzt. Nach ca. 1 Stunde ist die Schale voll. Das war damals das Maß, um das Wasser gerecht an die Familien zu verteilen. Jede Familie hatte Anspruch auf 1 Stunde Wasser am Tag. Ausserdem gibt es Kleider, Schmuck, Fossilien und auch die verschiedenen Dinge aus Kamelhaut zu sehen. Da sind z.B. die Packtaschen, aber auch Säcke, wo die Post drin transportiert wurde, ja es gab damals auch schon Postverkehr in der Sahara. Zum Abschluss serviert uns Habib im Berber Zelt noch einen Marokkanischen Tee, dazu gibt es Datteln, Mandeln und Nüsse. Das war mal wieder ein tolles Erlebnis, es hat uns einen riesigen Spaß gemacht und Habib scheint es auch gefallen zu haben. Siggi und er machen zusammen ihre Spässe. Er verabschiedet uns wie alte Freunde!

Wieder zurück im Schweizerisch-Marokkanischen Garten hab ich das Vergnügen mit den Kids spielen zu dürfen. Ilyas ist 4 Jahre und Ilana ist 2,5 Jahre alt. Siggi ruht sich etwas aus, um Abends fit zu sein, denn wir sind eingeladen zum Essen. Die Essenszeiten sind hier anders als in Deutschland. Frühstück gibt es meist gegen 11 Uhr, Mittagessen ca. 15 Uhr, einen Snack so gegen 18 Uhr und das Abendessen findet ca. 22:30 statt. Puuh, da liegen wir ja meistens schon im Bett. Wir hatten an diesem Tag gegen 10 Uhr Frühstück. So gegen 15 Uhr haben wir die Reste vom Mittagessen am Vortag warm gemacht und gegen 18 Uhr kam Iris mit einer Schale Chips und 3 verschiedenen Dipps dazu. Damit wir bis zum Abendessen nicht verhungern! Das Abendessen gab es gegen 22 Uhr, es gab Rindersteaks, Pommes, Nudelsalat, Tomaten-Gurken-Salat und zum Nachtisch gab es Tiramisu. Es war sehr lecker. Wir hatten wieder einen schönen Abend. Iris und Adil sind wirklich tolle Gastgeber und so fällt uns der Abschied am nächsten Morgen schwer.