Der nördlichste Leuchtturm des Europäischen Festlandes.

Der nördlichste Leuchtturm des Europäischen Festlandes.

21. Juli 2025 1 Von Steffi

Wir fahren von Hamningberg vorbei an Vardø, einen Teil der Strecke wieder zurück. Das Wetter ist echt nichts für uns. Jetzt kommt zum Nieselregen auch noch richtig heftig Wind auf. So dass wir auch mit der Stellplatzsuche länger als üblich beschäftigt sind. Wir finden aber noch was schönes auf einer Klippe am Wasser und relativ windgeschützt, so dass sich nachts das Schaukeln in Grenzen hält. Am nächsten Tag sieht es schon etwas freundlicher aus. Wir haben sogar das Glück beim Frühstückstee eine Robbe zu beobachten.

Da wir in Vardø nur eine kleine Menge Wäsche waschen konnten, fahren wir einen Campingplatz auf unserer Strecke an.

Der Platz kostet die Nacht ca. 20€ und ist sogar inklusive Wäsche waschen und trocknen. Der Platz bietet keinen großen  Luxus, aber uns reicht ja ne Dusche und die Waschmaschine. Die nutzen wir auch aus, um wirklich alles mal wieder zu waschen. Einfach unfassbar, dass es sowas hier noch gibt.

Meist wird das Camp von Anglern genutzt, da es unweit eines Flusses liegt. Ich sehe zwei Männer mit nem riesigen Sack voll Lachse, die sie gerade Filettieren. Da ich mich ja immer nicht so traue mit dem englisch sprechen erzähle ich es Siggi. Er macht sich auch direkt auf den Weg, um mal zu fragen, ob er uns einen verkauft. Macht er nicht – er schenkt uns einen! Wie hast Du das jetzt wieder gemacht?, frag ich. Ausnehmen muss Siggi ihn selber, kein Problem.

Sehr cool, vielen lieben Dank. Wir bekommen von einem Deutsch-Norwegischen Ehepaar erzählt, dass es ganz spezielle Lachse (Buckellachse) sind. Die sind wohl aus dem Pazifik eingewandert und definitiv nicht willkommen in Norwegen und so darf jeder so viele davon angeln wie er möchte und man braucht noch nicht mal eine Angelerlaubnis zu kaufen. Nach dem Siggi den Fisch ausgenommen hat, kommt er zusammen mit dem Lachs aus dem Supermarkt auf den Grill. Was soll ich sagen, der war deutlich besser als der gekaufte, vermutlich Zuchtlachs. Beim Spülen des Geschirrs bekommen wir von einem anderen norwegischen Angler paniertes Dorschfilet zum Versuchen angeboten. Er hat die Panade selbst gemacht und mit Mohn verfeinert. Boaa, unfassbar!!!! Sowas leckeres hatten wir beide noch nie. Wenn wir nicht gerade gegessen hätten, wären wir glatt über die ganze Box Dorschfilet hergefallen. Das sind wieder so Erlebnisse, die das Reisen besonders machen!

Der nächste Tag führt uns über Varangerbotn erst in westliche Richtung, um dann am Tana Fluß nördlich zu fahren.

Unser Ziel für den Tag Mehamn. Auch wieder eine Stichstraße. Unsere Route geht viel bergauf und bergab. Wir haben immer mal Ausblicke auf verschiedene Fjorde. Es gibt aber auch große Strecken, die wir durch hügelige Abschnitte fahren mit Seen und Flüssen. Teilweise wachsen kleine Birken in der Umgebung, manchmal stehen aber auch nur noch die Stämme in der Gegend rum. Dann wieder weite Stellen nur mit Bodengewächsen, wie Moose oder verschiedenen Beeren. Wir haben zwischendrin das Glück, dass die Sonne es durch die Wolkendecke schafft. Dadurch hat die Landschaft eine noch einzigartigere Wirkung auf uns.

Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel und erkunden die kleine Ortschaft. Durch Zufall sehen wir ein Gebäude, welches das Weihnachtsmuseum, einen Pub und eine Pension in einem ist. Da es schon wieder kalt wird, entschliessen wir uns einen Kaffee und heiße Schokolade zu trinken. Interessante Atmosphäre in diesem Etablissement. Es steht alles voll mit schwarzen Ledersofas und kleine Tische auf denen Salzstangen stehen. Es gibt ne Discokugel, ne große Musikanlage und eine Leinwand mit Beamer. Wahrscheinlich ist das auch der Treffpunkt im Winter für die Einheimischen. Wir wissen es nicht und der Wirt war nicht so gesprächig. Als Siggi am Abend noch über der Landkarte nach der nächsten Route schaut, gibt es plötzlich die Erkenntnis, warum es hier eigentlich so sche…. kalt ist. Wir befinden uns oberhalb von Island, südlich von Spitzbergen auf der Höhe von Südgrönland und Nordalaska. Kein Wunder also!!

Der nächste Tag führt uns nochmal weiter in den Nordosten der Halbinsel Nordkinnhalvøya. Ich möchte nämlich umbedingt zum nördlichsten Leuchtturm des Europäischen Festlands (so steht es zu mindestens im Internet) zum Slettnes fyr. Der liegt etwas oberhalb der Ortschaft Gamvik nahe eines Naturschutzgebietes in dem man auch schön wandern kann. Die Strecke dort hoch ist einfach unfaßbar schön. Es gibt viele Seen mit schönen Häusern, auch wieder viele felsige Abschnitte, aber das, was es letztlich ausmacht ist der Sonnenschein.

Die Bucht von Gamvik hat auch diesen türkisfarbenen Ton und dann die bunten Häuser, einfach zum Verlieben!

Wir gehen eine Runde um den Leuchtturm, um danach etwas oberhalb auf einem Wanderparkplatz Pause zu machen.

Ich nutze das schöne Wetter und begebe mich auf eine kurze Wanderung durch die Tundra. Gar nicht weit weg vom Parkplatz kommt mir eine kleine Herde Rentiere direkt auf dem Wanderweg entgegen. Die sind etwas verwirrt und laufen immer genau da, wo ich hin will. Es dauert einen Moment bis wir uns einig werden und ich meinen Weg weiter gehen kann. Eigentlich war mein Plan den 4 Km langen Rundweg zu nehmen. Hab mich dann aber umentschlossen und bin einem anderen Wegweiser gefolgt.

Dadurch bin ich in Steinvåg gelandet. Okay, heute steht da nur noch eine kleine Holzhütte und es liegen Fischernetze und ein Boot rum. Doch vor 100 Jahren, so ein Hinweisschild, war hier wohl richtig viel los. Da gab es einen Laden und sogar eine Schule. Hier hatten sich nämlich Russische Fischer angesiedelt, später lebten eher Norweger hier und in 1927 zog die letze Familie von hier weg.

Der Strand der sich mir zeigt ist der absolute Wahnsinn. Nie im Leben hätte ich gedacht so weißen Sandstrand in Nordnorwegen zu sehen, und dann diese Farbe des Wassers! Wahnsinn. Ich kann nicht wiederstehen und nehme ein paar Handvoll Sand mit. Auf dem Rückweg sehe ich das am Berghang eine große Herde Rentiere liegt und widerkäut. Die Natur hier ist einfach unfassbar schön! Zurück am Unimog geht es für uns wieder weiter Richtung Süden.