Matmata (Das Höhlendorf)

Matmata (Das Höhlendorf)

2. Dezember 2024 0 Von Steffi

Matmata ist ein Dorf im Dahar-Gebirge im Süden Tunesiens. Die Landschaft Matmatas besteht aus stark verwitterten kegelförmigen Hügeln, die von engen Schluchten durchzogen werden. In diesen wachsen hier und da ein paar Oliven- und Feigenbäume, auch mal eine Palme.

In diese fast schon unwirkliche Landschaft haben vor 700-800 Jahren Menschen Wohnhöhlen errichtet. Es gab wohl vorher eine Befestigung auf einem Berg, von der noch ein paar Ruinen zu sehen sind. Laut unserem Guide wurde diese irgendwann aufgegeben und die Menschen gingen unter die Erde. Zum einen war es klimatisch gesehen deutlich angenehmer, im Sommer kühl und im Winter warm und zum anderen war es auch günstiger, da man nicht wirklich viele Materialien zum errichten brauchte. Wir müssen schon ganz genau hinsehen, um erkennen zu können, ob es sich um eine Wohnhöhle handelt oder doch nur eine enge Schlucht in Form eines Trichters. Also alleine hätten wir, die nur noch zum Teil bewohnten Höhlen nicht entdeckt.

Unser Guide erzählte uns, dass es in 1996 so starke Regenfälle gab, dass viele der Höhlen nicht mehr bewohnbar waren. So sieht man auch hier jetzt immer häufiger die „normalen“ Häuser. Im Prinzip sind diese Wohnhöhlen alle ähnlich aufgebaut. Zuerst wurden etwa 7m tiefe Gruben mit einem Durchmesser von rund 10m in das weiche Gestein gegraben, dadurch entstand ein zentraler Platz. In die entstandenen senkrechten Wände wurden dann ebenerdig die Zimmer und Wohnräume gegraben. Über diesen Räumen entstanden kleine Kammern für Vorräte oder auch Höhlungen die als Zisternen dienten. Dorthin gelangte man über Stufen, die in die Wand gegraben wurden oder über Leitern.

Diese Wohnhöhle werden wir später auch besichtigen.
Hier sind nur Tiere untergebracht
Die Schafe werden Abends mit Fernsehen in Schlaf gebracht! Ha Ha.
Diese Höhle ist leider nicht mehr bewohnbar.
Auch hier werden nur noch Hühner gehalten.

Manche Höhlenhäuser erreicht man durch einen Tunnel, andere über einen schmalen Pfad von der Ebene in die Grube hinein. Es gibt allerdings auch Wohnhöhlen die in einen Berg gegraben wurden, so das man diese ebenerdig betreten kann. Nach dem wir jetzt also die ersten Trichter von oben gesehen haben geht es über einen Tunnel in eine Wohnhöhle hinein.

Jetzt geht es durch den Tunnel in die Wohnhöhle (auf dem 1. Bild) rein
Das Holz ganz rechts ist Olivenholz, der Rest Palmenholz und für die Haustiere gab es das Loch in der Tür.

Die Menschen leben hier zwar unter der Erde aber nicht hinter dem Mond! Sie haben Elektrizität und Sat-Empfang. Bei der Frau wo wir waren gab es eine kleine Küche in der sie uns Tee und Brot zubereitet hat.

Die Küche

Einen großen Wohnraum mit einem Fernseher und selbst im Kinderzimmer stand ein Fernsehapparat. Das Elternschlafzimmer mit einem interessanten Bett. Eine riesige Vorratskammer und einige alte Dinge aus dem 1. und 2. Weltkrieg haben wir als Dekoration entdeckt.

Das Wohnzimmer, der Fernseher stand direkt gegenüber meines Sitzplatzes.
Das Kinderzimmer
Auch im Kinderzimmer, von den Betten her aufgenommen.
Das Elternschlafzimmer
Hier sitzen wir im Hof und trinken Tee und essen warmes Fladenbrot mit Honig.
Der Innenhof

Danach sind wir noch ein paar Schritte im Dorf alleine unterwegs gewesen und haben anschliessend die weitere Umgebung mit dem Mog erkundet.

Diese Wohnung ist in den Berg gegraben und benötigt keinen Tunnel.
Auch noch eine bewohnte Höhle.

Dank meiner NaviApp, haben wir noch eine total liebe Berberfamilie kennengelernt, die uns ganz begeistert ihre Wohnhöhle gezeigt hat. Als wir dort ankamen sah der Eingang ziemlich unspektakulär aus und Siggi ist erstmal vorbeigefahren und quasi fast in den Hinterhof der Familie. Da kam dann recht rüstig eine ältere Frau rausgelaufen, und hat uns zugewunken. Siggi hat den Rückwärtsgang reingelegt und meinte ich solle halt ein Bild vom Eingang machen und dann weg hier.

Das ist der Eingang zu unserer Berberfamilie.

Die Oma hat dann die jüngere Generation auf uns aufmerksam gemacht und so wurden wir angehalten einzutreten. Was soll ich sagen, das war ein super tolles, herzliches Erlebnis. Die drei Generationen Frauen die wir kennen gelernt haben waren so herzlich und neugierig auf uns, dass wir sie im Gegenzug in unseren Moggel haben schauen lassen. Sogar die Oma wurde die Leiter raufgeschoben! Einfach herrlich. Eigentlich war die Familie gerade beim Mittagessen. Es gab Couscous mit Gemüse. Natürlich wurde uns direkt angeboten mit zu essen, da wir aber schon gegessen hatten, wurde die Mahlzeit kurzerhand unterbrochen. Der Mann und drei weitere Frauen haben sich zurückgezogen und wir wurden von der Oma des Hauses rumgeführt. Wir durften nicht in jedes Zimmer, wir mussten in jedes Zimmer und sollten auch immer Bilder machen. Das einzigste was wir nicht gesehen haben war ein Bad. Das ist ausserhalb der Höhle in einem normalen Haus untergebracht.

Im Tunnel Richtung Eingang.
Siggi kommt kaum hinter der alten Dame her.
Die Küche, leider hab ich den Tisch davor mit der großen Schüssel Couscous für alle nicht mit auf dem Bild.
Das große Wohnzimmer mit Flachbildschirm.
Ein weiteres Wohn-, und Schlafzimmer
Eins der Schlafzimmer
Schlafzimmer, mit Einbauschrank links
Ein Teil des Innenhofes

Dann gab es noch einen Tee für uns und wir haben versucht uns zu unterhalten. Zum einen wollten wir wissen wie viele Menschen dort Leben (3 Familien und 15 Personen) und wie alt die Wohnhöhle ist. Darauf konnte keine der Frauen eine klare Antwort geben. Es hiess vom Papa, zu Papa, Papa, Papa…., also schon viele Generationen haben dort gelebt. Als ich einen Käfig mit Tauben gesehen habe, wollte ich wissen was es damit auf sich hat. Die Antwort war für eine Suppe. Das sind solche Erlebnisse, die mit nichts zu bezahlen sind! Ich bin dann immer am überlegen, wenn bei uns jemand Fremdes auch noch aus einem anderen Land vor der Tür stände, würde ich das so machen?? Mein erster Instinkt: Nein, warum auch. Und hier ist das für die Menschen einfach gar kein Problem!

Auch eine Wohnhöhle ebenerdig.