Der Dolorama-Weg

Der Dolorama-Weg

1. September 2023 1 Von Steffi

Mein Neffe (Sean) und meine Schwester (Kerstin) wollten letztes Jahr schon eine Hüttenwanderung unternehmen, zu meinem Glück, konnten sie diese Tour letztes Jahr nicht umsetzten. So kam ich in den Genuss mit den beiden zusammen eine Mehrtageswanderung zu machen. Als ich letzten Herbst mit Siggi und dem Moggel durch Südtirol gefahren bin, hab ich immer mal gedacht, wie schön das wäre hier ein paar Tage wandern gehen zu können. Das Panorama und die Landschaft sind einfach wunderbar. Siehe da, noch keine zwölf Monate später wird ein Gedanke Wirklichkeit! Während Siggi die Woche mit dem Moggel an der Lahn verbringt, ist für uns der Dolorama-Weg in Südtirol das Ziel. Mit insgesamt 61 Kilometer und 2 356 Höhenmeter über Forst- und Wanderwege, laut Internet ist die Gehzeit ca. 20 Stunden und auf 4 Tage verteilt. Von Rodeneck mit Blick auf verschiedene Dolomitenriesen und durch Täler bis nach Lajen verläuft der Weg.

Die Anreise nach Südtirol findet mit unseren Eltern statt, denn die beiden möchten in der selben Zeit noch mehr von der Umgebung um Rodeneck erkunden. Sie waren letztes Jahr schon zum Wandern dort und konnten nicht alles sehen was sie sich vorgenommen hatten. So kamen wir in den Genuss gefahren zu werden. Die erste Etappe sind Mama und Papa mit uns vom Parkplatz Zumis (1749m) bis zur Starkenfeldhütte auf 1936m gelaufen. Um nicht gleich am ersten Tag völlig erschöpft zu sein, haben wir die Etappe geteilt. So waren wir schon nach knapp 6 Km, 246 hm hoch und 41 hm runter an der Hütte, und konnten noch was zusammen trinken bevor unsere Eltern/Großeltern wieder zurück gegangen sind.

Wir hatten ein Hüttenzimmer gebucht, da aber die Hütte nicht ausgebucht war, konnten wir das 6 Personen Zimmer mit eigenem Bad alleine benutzen. Bevor wir zum Abendessen das 3 Gang Menü genießen, gab es noch eine Dusche und eine kleine Yogaeinheit für mich und Kerstin. Das Wetter war an diesem ersten Tag unglaublich schön! Die Woche vor unserer Tour hatte es nur geregnet und so waren wir alle erfreut und glücklich die Sonne zu sehen.

Der nächste Morgen startet mit einem mega Frühstücksbuffet. Wir essen uns so richtig satt und starten gegen 9:30Uhr auf unsere zweite Etappe.

Diese führt uns weiter über die Steiner Alm zum Campill (2190m) hoch. Von da aus hat man einen wundervollen Panoramablick über die Südtiroler und Österreichischen Alpen. Auch die ersten Gipfel der Dolomiten kann man sehen. Schade nur, dass es an diesem Tag erst noch recht bedeckt war und es immer mal nieselt.

Weiter geht es immer wieder runter und rauf, an der Kapelle am Jakobsstöckel (2005 m) vorbei zum Glittner See und übers Lüsner Joch (2008m) bis zur Maurerberghütte  auf 2128 m mit direktem Blick auf den Peitlerkofel. Nach fast 16 Km, 759 hm hoch und 574 hm runter kommen wir bei blauem Himmel und Sonnenschein leicht erschöpft gegen spätem Nachmittag an.

Die Hütte ist gut besucht und wir treffen auch bekannte Gesichter von der 1. Hütte. Die meisten Wanderer die auf dem Dolorama Weg unterwegs sind übernachten auf denselben Hütten und so trifft man sich spätestens beim Abendessen wieder. Wir machen uns frisch und genießen ein kühles Getränk, bevor es Abendessen gibt. Vom Balkon aus haben wir einen atemberaubenden Blick auf den Peitlerkofel (2875 m) und gehen dann früh zu Bett.

Am nächsten Morgen wieder ein super leckeres Frühstücksbuffet und weiter geht es. Die ersten Kilometer laufen wir bergab, das bedeutet es geht auch wieder bergauf. Zwischen drin gibt es kurze Etappen, die es steigungstechnisch echt in sich haben. Da kommt die Frage auf, warum mach ich das eigentlich? Doch spätestens beim nächsten wunderschönen Panoramablick ist die ganze Anstrengung vergessen und nur der Augenblick zählt! Übers Würzjoch (1987m) gehen wir dann immer am Fuße des Peitlerkofel entlang übers Gömajoch (2109m) zur Schlüterhütte auf 2306m nach 14 km, 748 hm rauf und 572 hm runter haben wir unser 3. Etappenziel erreicht.

Kerstin hat von einem Bekannten erzählt bekommen, dass wir unbedingt auf den Zendleser Kofel (2422m) hoch laufen sollten, weil der Ausblick einfach wunderschön ist. So laufen wir nachdem wir unser Zimmer bezogen haben noch mal ohne Gepäck auf den Berg hoch. Die Aussicht ist wirklich super schön.

Wir hören und sehen sogar einige Murmeltiere. So laufen wir an diesem Tag zusätzlich noch ca. 2 Km und 116 hm. Nach dem Abendessen genießen wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

Beim Abendessen und Frühstück sitzen wir bei einer Amerikanisch Deutschen Familie aus München. Er ist ziemlich redselig und lustig. Die drei sind mit Hund unterwegs und somit an eine Route gebunden, wo sie in Hütten übernachten können die auch Hunde beherbergen. Die Schlüterhütte ist noch eine eher ursprüngliche Hütte. Das bedeutet es gibt eine Dusche mit warmem Wasser, wenn man eine Duschmarke kauft, aber es gibt einen Waschraum mit Heizung und 4 Waschbecken mit kaltem Wasser. Das ist für eine schnelle Erfrischung auch mal in Ordnung. Auf dem Flur gibt es 2 Steckdosenleisten mit Regal um die Handys oder Powerbanks aufzuladen. Das ist ein komisches Gefühl kann ich euch sagen, wenn man sein Handy für alle griffbereit dort hinlegt. Da aber alle dieses „Problem“ hatten, haben wir uns auch getraut.

Am nächsten Morgen gab es Frühstücksbuffet zum Sattessen aber nicht zum Mitnehmen. Das war ausdrücklich nochmal groß angeschrieben! Von 7:00 – 8:00 gab es Frühstück und um 9:00 musste das Zimmer geräumt sein, so waren wir besonders früh an diesem Tag unterwegs.

Es geht in Serpentinen bergab an der Gampenalm (2062m) vorbei. Die Sonne scheint von einem Stahlblauen Himmel auf uns herunter. Wir sehen einige Murmeltiere und beobachten diese eine ganze Zeitlang. An der Geißlergruppe, an der wir vorbei wandern, gibt es ziemlich große Geröllfelder und genau in diesen sehen wir eine Gruppe Gämse. In der Ferne hören wir einen Geröllabrutsch, dieser muss aber auf der anderen Seite des Berges sein, denn Bewegung sehen wir nicht. Alleine das Geräusch war schon sehr beeindruckend!

An der Gschnagenhardt Alm (2006m) machen wir eine kleine Rast, bevor es weiter zur Brogleshütte (2045m) geht. Auch hier gibt es was kühles zu trinken und ne kleine Brotzeit für uns.

Jetzt geht es steil Bergauf und dann sind wir auf einem Platau und haben einen phantastischen Blick zurück auf die Geißlergruppe.

Es geht nochmal Bergab in einen Wald, um danach auf der anderen Seite gefühlt doppelt so steil wieder Bergauf gehen zu müssen.

Jetzt ist es fast geschafft nur noch einwenig bergab und bergauf und wir sind an der Raschötzhütte auf 2170m angekommen. Unser Tagesziel nach 16,2 Km, 664 hm rauf und 808 hm runter ist erreicht. Auf den Wiesen rundherum grasen Pferde und fast könnte man meinen wir sind irgendwo in den USA, denn es erinnert mich einwenig an die Marlborowerbung von früher. Wir beziehen unser Lagerzimmer in dem wir die Nacht mit zehn weiteren Personen schlafen. Machen uns frisch noch ne kleine Dehneinheit draussen auf der Liegewiese und dann gibt es leckeres Essen.

Weil uns aber noch der Perfekte Abschluss fehlt, besteigen wir kurzer Hand den Gipfel der Ausserraschötz (2281m), um uns die Berge während des Sonnenuntergangs an zuschauen. Das sind nochmal etwas über 2 Km zusätzlich und auch noch mal 100 hm dazu, aber es hat sich gelohnt. Wahnsinn, wie sich im Licht der untergehenden Sonne alles nochmal verändert und teilweise auch „leuchtet“!!

Die letzte Etappe laufen wir nicht nach Lajen! Das wäre die eigentliche Etappe, diese führt 33 hm rauf, 1106 hm runter und umfasst ca. 9,5 Km. Zum Einen merken wir doch unsere Knie und auch Schultern, zum Anderen liegen für diesen Tag auch noch 650 Km Autofahrt vor uns. Wir laufen von der Raschötzhütte zur Standseilbahn nach St. Ulrich, fahren mit dieser ins Tal und treffen dort unsere Eltern/ Großeltern wieder. Wir machen noch einen gemeinsamen Spaziergang an der Annabach entlang, genießen das Wetter und noch ein paar Leckerreien, bevor es für uns zurück nach Deutschland geht.

Alles in allem war es eine super schöne erste gemeinsame Mehrtagestour, die auf jeden Fall Lust auf eine Wiederholung gemacht hat! Danke nochmal an Mama und Papa für die gute Hin- und Heimfahrt, Papa ist die gesamte Strecke gefahren und Mama hat für viel Essen und Getränke gesorgt.