Steffi auf dem Küstenweg.

Steffi auf dem Küstenweg.

11. September 2022 1 Von Steffi

Da ich schon die ganze Zeit gerne mal eine größere Strecke auf dem Küstenwanderweg zurück legen wollte, hat mich Siggi in der Nähe von St. Just nach dem Mittagessen abgesetzt. Er ist dann in die Stadt noch was einkaufen und hat verschiedene Camps angefahren für die nächste Übernachtung. Ich hatte mir vorgenommen nach Land’s End zu wandern und mich dort mit Siggi wieder zu treffen (ca. 10 Km).

Am Abend vorher hab ich in der App gesehen, dass ich mir bei der Gelegenheit das Cape Cornwall nicht entgehen lassen kann. Bei meiner Planung hab ich es aber versäumt die extra Tour mit in meinen Kilometer- und somit Zeitplan einzubeziehen. Das ist mir dann wettertechnisch leider zum Verhängnis geworden! Jetzt aber von vorne. Das Wetter war beim Aufwachen durchwachsen und daher konnte ich mich nicht so recht zum Laufen entschliessen. Deshalb sind wir erstmal ein ganzes Stück gefahren. Das Wetter wurde dann von Stunde zu Stunde besser und ich bekam doch Lust zu wandern. Also haben wir noch zusammen gegessen und dann gings mit dem Rucksack voller Proviant, Trinken, Kamera und Regenjacke los. Zuerst bin ich wie gesagt ans Cape Cornwall, das heisst erst runter und dann hoch.

Als ich oben angekommen bin war es so stürmisch das ich mich kaum getraut habe einen Fuß zu heben um vorwärts zu kommen. Eigentlich wollte ich einmal um den Turm, der oben steht drumrum laufen, aber das hab ich dann sicherheitshalber nicht gemacht. Wir sind ja jetzt am Atlantik und das ist im vergleich zum doch recht ruhigen Ärmelkanal ein ganz schöner Unterschied. Die Wellen sind viel höher, natürlich auch wegen des Windes bzw. Sturms.

Von hier aus bin ich dann auf den Küstenwanderweg gegangen. Das sieht von weitem gar nicht so anstrengend und zeitintensiv aus. Da ich aber immer wieder hoch, runter und auch teilweise um die Klippen rum laufen musste, hat es einiges an Zeit gekostet. Naja vielleicht auch das ständige Anhalten und Fotos machen (das wohl eher meint Siggi)! Es war aber wettermässig so schön und ich konnte mich gar nicht satt sehen an den Ausblicken.

Die Küste in diesem Gebiet ist voll von alten Minen, hier wurde Zinn und Kupfer abgebaut. Das meiste davon wurde direkt an der Küste gefunden, die Adern reichten bis unter das Meer. Heute sind hier einige Überreste in Form von Ruinen zu sehen. Das sind teilweise aufgesetzte Steine zu Kreisen von ca. 3m Durchmesser oder auch ehemalige Gebäude, diese sind aber so von Brombeerhecken und Farnen überwuchert, dass man sie kaum sieht.

Der Weg an sich war sehr unterschiedlich. Teilweise einfach ein sehr schmaler fest getretener Pfad, dann wieder mit Steinen dazwischen oder auch mal eine Breite Grasfläche auf einer Klippe. Die Stellen wo es steil bergab bzw. bergauf ging waren meist mit Trittstufen versehen. Das war teilweise einfacher, aber es gab auch Stellen da musste ich mich mit meinen kurzen Beinen doch recht anstrengen. Aber kein Problem, ich will mich ja bewegen! Irgendwann hab ich dann registriert, dass der Himmel von Land’s End her immer dunkler wurde und das Ganze in meine Richtung kam.

Der Plan war, dass ich mich irgendwo hinsetzte eine Kleinigkeit esse und trinke und dann weiter gehe. Das hab ich dann ausfallen lassen. Als ich an einen wunderschönen weissen Sandstrand kam, hab ich meine Regenjacke ausgepackt die Regenhaube über den Rucksack gezogen und keine Minute später ging es los.

Leider war das dieses Mal nicht der bisherige Fisselregen, sondern es hat geschüttet. Ausgerechnet jetzt gab es weder eine Unterstellmöglichkeit noch Handy Empfang und zu allem Überfluss ging der Weg auch noch durch die Dünen. Das heisst ich hatte Regen, Gegenwind und einen sandigen Boden unter den Füßen. Ich konnte nicht auf die Uhr schauen, aber ich glaube es hat keine 10 Minuten gedauert und ich war komplett durch! (Tja, wer laufen will…, das war Siggis Aussage) So war das nicht geplant!! Aber was hilft’s ich wollte ja irgendwie an mein Ziel kommen, also weiter.

Als ich dann in Sennen Cove (ein kleines Örtchen auf meiner Tour) angekommen bin, hatte ich für einen kurzen Moment Handy Empfang und hab auch direkt eine Nachricht von Siggi bekommen. Er sei schon da, es würde jetzt regnen und er wünscht mir das ich nicht zu sehr nass werde. Ja, das hätt ich mir auch gewünscht. Da hatte ich noch ca. 4,5Km vor mir. Hab ihm kurz geschrieben und bin weiter gegangen. Es hat auch tatsächlich nochmal aufgehört zu regnen. Da war ich gerade bei der nächsten „Sehenswürdigkeit“, einem Deutschen Schiffswrack, angekommen. Das Wrack war die RMS Mülheim, auf dem Weg von Cork (in Irland) nach Deutschland und beladen mit 2.200 Tonnen Altautokunststoff. Am frühen Morgen des 22. März 2003 zwischen Land’s End und Sennen Cove ist sie auf Grund gelaufen. Zu diesem Zeitpunkt gab es wohl „mäßige Sicht und Nebelflecken“. Die Besatzung konnte gerettet werden, aber das Schiff war ein Totalschaden. Man hat versucht es zu bergen doch bis auf den größten Teil der Fracht war die Bergung nicht möglich. Zu allem Überfluss brach es dann bei schwerer See im Oktober 2003 in zwei Teile und wurde in eine felsige Bucht getrieben. Da liegen die rostenden Reste des Decks und der Heckschotten heute noch. Also ein schnelles Foto und weiter geht es.

Auf dem letzten Kilometer fing es dann wieder an zu regnen, na toll fast wäre die Hose wieder trocken gewesen. Als ich am Moggel ankomme und Siggi abhole, ( der jetzt auch schon 4 Mal im Regen vom Parkplatz zum Treffpunkt gelaufen und dementsprechend auch klatschnass ist), um noch mal an das berühmte Land’s End zu gehen, ist die Sicht nicht wirklich toll und es giesst in Strömen. Ein, zwei schnelle Bilder und ab in den Moggel. Meine Klamotten sind so nass als hätte ich sie ohne Schleudervorgang aus der Waschmaschine geholt. Wir machen die Heizung an und hängen kreuz und quer Wäscheleinen im Moggel auf.

An sich fand ich die Tour sehr schön, ich war fast vier Stunden unterwegs, habe etwas über 12 Km zurückgelegt und dabei knapp 600 Höhenmeter rauf und runter überwunden. Na gut, das mit dem Regen hätte nicht sein müssen, aber was solls. Bin ja nicht aus Zucker!!!