500 Km Piste Richtung Osten.

500 Km Piste Richtung Osten.

21. März 2022 3 Von Steffi

Wir sind aus Labé raus gefahren mit vollem Tank, sowohl Diesel als auch Wasser und mit frischem Gemüse für die nächsten Tage. Noch in der Stadt weicht der Asphalt der sandig, staubigen Piste.

Wir schaffen es noch ca. 30 Km zu fahren, dann finden wir einen Platz etwas abseits der großen Piste. Allerdings zwischen 3 Dörfern an deren Verbindungspfad. Da sind zwar nur Mopeds und Fußgänger unterwegs, aber die haben es in sich. Die Nacht war ruhig, doch am Morgen stehen die Männer quasi Schlange vor unserer Haustür. Wir müssen mal wieder den Druckausgleichbehälter unserer Wasserpumpe leeren und haben eigentlich keine Zeit für Smaltalk. Wir versuchen den Leuten klar zu machen, dass wir zehn Minuten brauchen und dann bereit zum Reden sind. In der Zeit wird irgendjemand los geschickt um dem Präfekten des Orts zu holen. Der kann dann auch englisch sprechen, das macht das ganze etwas leichter. Der Präfekt kontrolliert unsere Pässe und fragt, wie soll es anders sein, wo wir her kommen und hin wollen. Nach dem alles wie immer freundlich geklärt ist, fahren wir weiter.

Im nächsten Dorf ist Markt und wir halten spontan an, um einfach ein bisschen bummeln zu gehen und Brot fürs Mittagessen zu besorgen. Wir treffen dort Amba, ein Taxifahrer aus Labé, er spricht englisch und so unterhalten wir uns ein wenig. Machen Fotos, er gibt uns seine Handynummer, falls wir Hilfe brauchen oder in Labé sind. Jetzt dürfen wir auch ein paar Schulmädels fotografieren, die erst etwas schüchtern waren. Tolles Erlebnis mit freundlichen, offenen Menschen.

Die weitere Piste ist wirklich übel, teilweise große Steine und Stufen, wir fühlen uns ins Flussbett in Marokko zurückversetzt. Wir schaffen 20 Km in zwei Stunden. Hilft aber nichts, das ist die einzige Strasse gen Osten!

Das Highlight des Tages war unsere erste Flussdurchfahrt und das auch gleich relativ tief und ca. 200m lang. Siggi ist erst auf die andere Seite durchs Wasser gelaufen und anschliessend sind wir mit dem Moggel durchgefahren.

Es geht los!

Kurz bevor wir einen Übernachtungsplatz finden, kommen wir durch ein Dorf mit einem Brunnen, der geschlossen ist und eine Handpumpe aus Edelstahl hat. Die Kids die gerade Wasser pumpen trinken es direkt aus dem Hahn. Also kurz angehalten, gefragt ob wir auch was bekommen können und ratz fatz pumpt mir ein ca. 10 jähriger Junge 10 Liter in unsere Wasserflasche. Am nächsten Tag kommen wir an einem alten offenen Brunnen vorbei, dort stehen einige Kühe rum und etwas weiter weg in den Bäumen ist eine recht große Herde Affen zu Gange, leider zu weit weg um sie zu fotografieren.

Wir kommen durch ein Dorf und wollen nach Brot fragen, wir stehen noch nicht wirklich, da werden wir von einem Mädel fotografiert, die gerade noch an einer Nähmaschine gearbeitet hat. Sie ist total überdreht, lacht und freut sich offensichtlich tierisch, dass sie jetzt zwei weisse Menschen den Freunden zeigen kann. Wir fragen nach Brot und werden zwei Türen weiter geschickt. Danach machen wir noch ein kleines Foto shooting mit den Mädels von nebenan. Schön, wenn man Menschen so leicht glücklich machen kann. Das meine ich übrigens für alle beteiligten, uns eingeschlossen! Ach so, und Brot haben wir auch noch bekommen.

Die 2. von links war die total ausgeflippte..

Der Tag geht weiter so, wir füllen tatsächlich nochmal alle Trinkwasser Behälter und Duschkanister an solchen Edelstahlbrunnen auf. Da es hier keine Wasserflaschen zu kaufen gibt, trinken wir jetzt einfach das Wasser aus den Brunnen und wir vertragen es sehr gut! Wasser bekommt man hier in den „Geschäften“ nur in kleinen Plastiktütchen. Da wird ne Ecke abgebissen und das Wasser ausgesaugt. Das wäre bei unseren momentanen Wassermengen, ca. 3 Liter pro Person und Tag, ein Haufen Müll. Ganz zu schweigen von dem Platz für die ganzen Tütchen.

Man soll ja die Dinge nehmen wie sie kommen! Also halten wir bei einer Familie an, wo die Kinder gerade Mangos vom Baum pflücken. Ich frage, ob ich eine haben kann und würde auch dafür bezahlen. Doch das lehnt der Vater ab, ich bekomm die Mango geschenkt. Vielen Dank, sehr freundlich.

Auch schön war, als ich nochmal Mangos kaufen wollte. Da waren vier Mädels zwischen 6 und 14 Jahren, die hatten zwei 10 Liter Eimer Mangos vor sich stehen. Ich hab versucht zu erklären, mit deuten und Fingerzeigen, dass ich zwei Mangos möchte und hab nach dem Preis gefragt. Da ich mir mit den Zahlen im französischen nicht sicher war, hab ich einen 1000 GNF Schein gezeigt. Kopfschütteln war die Antwort. Okay dann noch mal mit 2000 GNF auch das war nicht richtig. Der 10.000 GNF Schein brachte mir dann ein Nicken der Mädchen ein. Hmm, das wären dann etwas über 1,-€, das kann nicht sein. Letzt endlich hab ich herausgefunden das der ganze Eimer 10.000 GNF kosten sollte und eine Mango 1000 GNF, das entspricht ca. 0,10 € pro Mango. Das war echt auch wieder sehr witzig! Das allerbeste aber war, als ich gefragt habe, ob sie englisch spricht. Da hat sie die Mango, an der sie gerade gegessen hat, in den Mund genommen und in die Hände geklatscht, die anderen haben gelacht und sich tierisch amüsiert. Wahrscheinlich denken nicht nur wir nach solchen Begegnungen noch lange Zeit daran zurück!

Bei einer Polizeikontrolle, bei der wir sogar auf den Hof der Polizeistation fahren mussten, wurde ich ganz direkt von einem der Polizisten angebaggert. Natürlich erst als Siggi im Gebäude beim Chef saß. Die Gestik war so, dass er auf mich, dann auf sich gedeutet und anschliessend die beiden Zeigefinger zusammengelegt hat. Ich hab die Schultern hochgezogen und fragend geschaut. Dann hat er das ganze wiederholt und mir im Anschluss einen Handkuss zugeworfen. Darauf hin hab ich dann den Kopf geschüttelt, zum Gebäude gezeigt und an mein Herz gefasst. Seine Reaktion kam direkt mit einem Schulterhängen lassen und ganz traurigen Blick! Die Kollegin, die dabei stand konnte sich ein herzhaftes Lachen nicht unterdrücken. Es geht auch ohne Sprache! Dauert manchmal bisschen länger, aber wir haben ja Zeit.

Unterwegs kommen wir immer wieder an Stellen vorbei wo Löcher in die Erde gegraben werden und wie am Anfang auch Maschinen und Stromgeneratoren dabei stehen. Wir haben mal angehalten und nachgefragt, und wenn wir es richtig verstanden haben, dann suchen die dort tatsächlich nach Gold. Da wird mit einem Mini Pickel ein ca. 80cm x 80cm großes Loch in die Erde gegraben. Rechts und Links in die Seitenwand werden kleine Vertiefungen gehauen wo die Männer dann breitbeinig runterklettern können. Das Loch, was die Männer uns gezeigt haben, war wohl schon ausgebeutet und ca. 10m tief. Unten geht es dann quer weiter, dafür haben sie Stirnlampen damit sie sehen was sie raus hacken.

Unterwegs haben wir zwei junge Männer getroffen, die haben gerade einen aus Lehmsteinen erbauten Brennofen angefeuert, das heisst die zu brennenden Steine waren auch gleichzeitig der Brennofen. Wir haben gefragt wie lange es dauert aus der Erde Steine zu machen und die Antwort war ein Monat. Wow, was für eine Arbeit. Die mischen den Lehm mit Wasser, formen Rechtecke daraus und bauen es dann zum Brennofen auf, um die Steine nachher wieder ab zu tragen und zu verkaufen.

Danach kommt unser bisheriges Brunnenhighlight. Der ist mit lauter jungen Mädels belagert und das Geschrei ist schon groß, als wir anhalten. Siggi geht vor, um wieder brav zu fragen, ob wir auch Wasser bekommen können. Er hat erstmal unsere Gießkanne für den Tank und eine 10l Flasche für das tägliche Trinkwasser. Die jungen Damen pumpen ihm nicht nur die Behälter voll, es wird auch fleißig gekichert und die ersten heimlichen Fotos gemacht. Als er sie auffordert gerne richtig zu fotografieren, dürfen wir das auch! Dann werde auch ich herbei gewunken und es folgen schnell die ersten Berührungen. Sie wollen spüren, wie sich unsere Haut und meine frisch geschnittenen kurzen Haare anfühlen. Das Spektakel zieht immer mehr Bewohner an und alle haben richtig Spaß.

Nach fünf Tagen kommen wir am Fluß Niger an und finden sogar einen Platz für uns und den Moggel, um direkt am Wasser zu stehen. Wir machen mal einen Tag Fahrpause und waschen die Wäsche im Fluss, vor allem die Handtücher. Während ich am Moggel bleibe und wasche, läuft Siggi ins ca. 2,5 Km entfernte Dorf um Brot zu kaufen. Zurück kommt er nicht mit dem Moto Taxi wie geplant, sondern direkt mit dem Sohn des Ladenbesitzers. Der hatte wohl Mitleid mit dem schwitzenden Siggi. Zuerst hat er ihm eine Flasche Limo geschenkt und dann noch nach Hause gefahren. Das ist Service am Kunden.

Eigentlich dachten wir ja, wir würden auf der Strecke ein paar Wilde Tiere sehen, aber bis auf die paar Affen gab es leider keine. Siggi hatte die Vorstellung evtl. im Niger Flusspferde oder Krokodile zu sehen, aber auch das ist leider nicht der Fall. Aber das Wasser ist relativ klar und hat eine angenehme Temperatur und so geht Siggi mehrfach baden. Das hätte er vor ein paar Wochen auch nicht gedacht, im Niger schwimmen zu gehen.

Trotz der teilweise schlimmen Piste, war die Tour sehr schön mit tollen Erlebnissen und Eindrücken und gehört bisher mit zu den Highlights unserer Reise!